Rezension

Zeit für Klassiker # 1 Rezension: Wer die Nachtigall stört von Harper Lee

August 27, 2016

Titel: Wer die Nachtigall stört

Autorin: Harper Lee

Übersetzerin: Claire Malignon

Verlag: Rowohlt Taschenbuch

Seitenzahl: 448

ISBN-10: 3499217546

ISBN-13: 978-3499217548

Preis: 9,99 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt: 

Amerika in den 30er Jahren. In die idyllische Südstaaten-Kindheit der
achtjährigen Scout und ihres älteren Bruders Jem drängt sich die brutale
Wirklichkeit aus Vorurteilen und Rassismus. Scouts Vater Atticus, ein
menschenfreundlicher Anwalt, soll den schwarzen Landarbeiter Tom
Robinson verteidigen, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt hat.
Tapfer versuchen Scout und ihr Bruder, das demokratische
Gerechtigkeitsempfinden ihres Vaters zu unterstützen, und geraten dabei
selbst in große Gefahr.

«Vielleicht muss man sich, um diese Welt
und ihre Grenzen besser zu verstehen, barfuß wie die kleine Scout auf
die Straßen von Maycomb, Alabama, stellen.» FAZ

«Eine der schönsten Coming-of-Age-Geschichten der modernen Literatur.» Süddeutsche Zeitung

 

 

 Meine Meinung: 

“Wer die Nachtigall stört” ist ein Roman der Autorin Harper Lee und mittlerweile ein absoluter Klassiker. Ich wollte dieses Buch schon solange lesen und vor kurzem habe ich es dann auch endlich in die Hand genommen. 

 

In dieser Geschichte geht es um die Protagonistin Jean Louise, die von allen nur Scout genannt wird. Scout und ihr älterer Bruder Jem verleben eine friedliche und schöne Kindheit im Örtchen Monroeville, tief im Süden der USA. Die beiden leben bei ihrem Vater Atticus, die Mutter der Kinder ist verstorben. Aber es gibt auch noch viele andere Menschen in ihrem Leben, allen voran die herzensgute Calpurnia, die soviel mehr ist als eine strenge Haushälterin. 

 

Doch eines Tages ändert sich das Leben von Scout und ihrem Bruder dramatisch, denn ihr Vater nimmt als Anwalt einen Fall als Verteidiger an, der nicht nur in dem kleinen Ort für Wirbel sorgt. Der Mann den Atticus verteidigt ist wegen Vergewaltigung angeklagt worden und er ist ein Farbiger, was für die Gesellschaft in den 30er Jahren, alleine schon ein Grund ist, von seiner Schuld auszugehen. Aber Atticus ist anders, als die anderen Menschen im Ort und er ist in seinem Jahrzehnt einer der absoluten Vorreiter, gegen den zu der Zeit allseits herrschenden und sehr extremen Rassismus. Doch nicht nur Atticus’ Leben verändert sich, sondern auch Scout’s und Jem’s Leben. Die Kinder haben ab dem Zeitpunkt nicht nur mit Vorurteilen und verbalen Angriffen zu kämpfen, sondern auch mit unbändigem Hass und unberechenbaren Agressionen ihrer Mitmenschen …

Der Einstieg in diese Geschichte der Weltliteratur ist mir sehr gut gelungen. Harper Lee erzählt die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin Scout. Die Sprache mit der sie erzählt ist bildhaft und in manchen Passagen schon beinahe poetisch. Scout kam mir dadurch beim Lesen manchmal viel älter und weiser vor, als sie zu der Zeit war, aber es passte für mich trotzdem, da die Autorin auch kindliche Reaktionen und Gedanken einbaut und insgesamt ein stimmiges Bild eines ( vielleicht minimal zu ) weitsichtigen Mädchens schafft. Aber nicht dass hier der Eindruck entsteht, dass man mit Weisheiten abgefüllt wird, denn so ist es keinesfalls. Harper Lee gelingt es auf eine dezente und raffinierte Art und Weise immer wieder Denkanstöße zu geben und einen als Leser/Leserin dazu zu bringen die geschilderten Situationen zu hinterfragen.

Zudem erfährt man auch vieles aus Scout’s Kindheit und dieses geschieht aus sehr aufmerksamen Kinderaugen, was mich so manches mal zum schmunzeln gebracht hat. Besonders im ersten Teil des Buches wird der Leser/die Leserin an die Lebenssituation von Scout und ihrer Familie im kleinen Monroeville herangeführt und auch wenn es mir gegen Ende ein bisschen zu langatmig wurde, war es wichtig und auch schön diesen Teil über Scout’s Leben zu erfahren. Diese Grundlage konnte ich später im zweiten Teil, in dem es vorwiegend um den Prozess geht, sehr gut gebrauchen und auch manche der entstehenden Situationen waren so besser nachzuvollziehen.  


Das Thema Rassismus zieht sich wie ein dezenter und manchmal deutlicherer roter Faden durch die Geschichte und ich war absolut gefesselt. Ich mochte es, dass Harper Lee mit Atticus einen absoluten Gutmenschen geschaffen hat, der aber auch Ecken und Kanten hat. Er ist hier als Vorreiter gegen den Rassismus wirklich toll ausgearbeitet worden. Aber auch die anderen Charaktere konnten mich komplett überzeugen. Ich habe die bildhaften Beschreibungen so sehr wie lange nicht mehr genossen und habe in Gedanken auf einer Veranda in den Südstaaten gesessen und zum Haus von Boo Radley hinübergeschaut!

 

Neben Scout, die eine Mischung aus süß und weise ist, konnte mich auch Jem bewegen, der im Laufe der Geschichte zum jungen Mann wird und seine eigenen Ansichten entwickelt. Die Nebencharaktere machen den Charme der Kleinstadt komplett und ich muss sagen, dass ich den halben Punkt Abzug nach dem Schreiben der Rezension nun gar nicht mehr geben möchte, denn die minimale Länge im ersten Teil, ist eigentlich kaum der Rede wert, da mich der Rest komplett überzeugen und bewegen konnte!


Positiv: 

* wunderschönes Setting und toll ausgearbeitete Charaktere 

* bildhafter Schreibstil der das Lesen zum Genuss macht

* wichtiges Thema, bezaubernd und emotional umgesetzt!

* großartige Moral ( für mich gab es mehr als eine )


Negativ: 

* minimale Länge im ersten Teil des Buches


“Wer die Nachtigall stört” ist ein großartiges Buch, welches von mir nicht nur gelesen, sondern genossen wurde! Ich liebe den Schreibstil und die Emotionen die Harper Lee darin zu wecken vermag! Das Thema Rassismus ist heute vielleicht wieder wichtiger denn je und ich kann nur sagen, dass es absolut fesselnd und lesenswert ist!

 

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