Rezension

Rezension: Underground Railroad von Colson Whitehead

August 22, 2017

Titel: Underground Railroad

Autor: Colson Whitehead

Übersetzer: Nikolaus Stingl

Verlag: Carl Hanser Verlag

Seitenzahl: 352

ISBN-10: 3446256555

ISBN-13: 978-3446256552

Preis: 24,00 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt: 

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den
Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle
träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der
Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über
eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine
atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern,
obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder
Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet
am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose
Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu
sein in Amerika.

 

 

Meine Meinung:

“Underground Railroad” ist ein Roman des Autors Colson Whitehead. Auf dieses Buch war ich schon seit einer ganzen Weile sehr gespannt, denn die Thematik hat direkt mein Interesse geweckt. Aus diesem Grund blieb es auch nicht lange ungelesen und ich kann nur sagen, dass dieses Buch wirklich etwas besonderes ist.

 

In dieser Geschichte geht es um die Protagonistin Cora. Cora lebt auf einer der Baumwollplantagen in Georgia und sie ist nicht die einzige, die aufgrund der menschenunwürdigen Bedingungen dort, von einer Flucht träumt. Da die Angst, es nicht zu schaffen, aber auch allgegenwärtig ist, traut sich kaum einer der Menschen dort auch nur näher in die Richtung einer Flucht zu denken. 

 

Für Cora beginnt ein Umdenken, als sie von einem anderen jungen Arbeiter, namens Caesar, angesprochen wird, ob sie mit ihm fliehen würde. Und ein dramatisches Geschehen bringt ihr anfängliches Nein gehörig ins wanken und schließlich überwiegt ihre Sehnsucht nach Freiheit, die Angst vor Bestrafung. 

 

Gemeinsam mit Caesar macht sich Cora auf einen gefährlichen Weg, der sie mit der Underground Railroad, einer unterirdischen Bahn, in Richtung Norden bringen soll. Doch schnell müssen die beiden feststellen, dass es nicht nur die Kopfgeldjäger sind, vor denen sie Angst haben müssen, denn jeder Staat den sie durchqueren hat seine ganz eigenen Gesetze und die machen auch vor den Menschen, die ihnen helfen wollen nicht halt … 

 

Der Einstieg in diesen Roman ist mir sehr gut gelungen. Ich war schon voller Neugier auf diese Geschichte und schon der Beginn zeigte mir, dass mich eine schonungslose und emotionale Handlung erwarten würde, was ich mir auch von diesem Buch erhofft habe. Ich wußte bisher nur sehr wenig über die Behandlung farbiger Menschen in Amerika, da außer dem Thema der Sklaverei, wie ich finde, vergleichsweise wenig davon bei uns in Deutschland ankommt. Daher fand ich es umso wichtiger dieses Buch zu lesen und ich bin auch jetzt, drei Tage nachdem ich das Buch beendet habe, noch mitgenommen und geschockt von den Inhalten. Ich hoffe, dass ich es in dieser Rezension schaffe dem Buch, wenigstens ansatzweise, gerecht zu werden. 

 

Zu Beginn erfährt der Leser/ die Leserin auf wenigen Seiten Fakten zur realen Untergrund Bewegung der Schwarzen in Amerika, was ich sehr interessant fand. Ich weiß zwar sehr viel über den Holocaust etc aber über den Rassismus in Amerika doch noch viel zu wenig. Auch das Interview mit dem Autor, mit speziellen Fragen zu seinem Buch fand ich nicht nur interessant, sondern auch wichtig. Eine gute und hilfreiche Idee, auch zu der Geschichte ansich.

 

Der Schreibstil von Colson Whitehead ist eindringlich, ohne aufdringlich zu wirken und es gelingt dem Autor ohne irgendwelche Schnörkel oder blumige Beschreibungen, eine wahrhaft fesselnde und sehr emotionale Geschichte zu erschaffen, womit er mich sehr beeindruckt hat. Die Mischung aus Fakt und Fiktion und besonders die Underground Railroad, zu einer realen Untergrundbahn werden zu lassen, fand ich wirklich große klasse. Und hiermit hat der Autor auch ein ganz besonderes Setting erschaffen.

 

Die junge Cora als Protagonistin zu wählen, fand ich auch sehr gelungen. Sie wirkte, durch ihre schlimmen Erlebnisse, natürlich nicht immer so jung, aber gerade das machte die Geschichte für mich noch glaubhafter, da ich der Meinung bin, dass einen bestimmte Erlebnisse und Schicksalsschläge zwangsläufig altern lassen und bei Cora kam da einiges zusammen. Aber auch die anderen Charaktere fand ich hervorragend ausgearbeitet. Es gab viele Charaktere und ich fand, dass sie alle etwas besonderes hatten, womit der Autor etwas geschaffen hat, um sie in Erinnerung bleiben zu lassen. 

 

Ein großes Plus der Geschichte waren für mich die Emotionen. Colson Whitehead hatte es nicht nötig in Klischee’s zu verfallen, da die Handlung allein schon für einen dicken Kloss im Hals sorgt. Aber es ist nicht nur die Traurigkeit, die mich bei Lesen stets begleitet hat, sondern auch die Fassungslosigkeit, die Wut und die Scham, dass es solche Menschen tatsächlich auch außerhalb von Buchdeckeln gibt. In solchen Momenten kann man sich schämen zur menschlichen Spezies zu gehören. Dieses Buch gibt nicht nur Denkanstösse, sondern es rüttelt auch auf, was ich so wichtig finde. 

 

Die Handlung und Cora’s Weg mit der Underground Railroad war durchweg fesselnd zu lesen und ich war beeindruckt, wie gut es dem Autor gelungen ist, auch Ansätze aus dem Holocaust Geschehen und Rassismus Fakten verschiedener Jahre mit dieser fiktiven Geschichte zu verweben. Ich war während des lesens oftmals entsetzt und die Ungläubigkeit über manche Geschehnisse hat mich die ganze Zeit nicht mehr verlassen. Das Ende, auch wenn es teilweise offen ist ( und ich das eigentlich nicht so mag ) passt großartig zu dieser Geschichte. Zum einen weil es nicht nur Hoffnungslosigkeit zeigt, sondern auch einen weiterlebenden Hoffnungsschimmer auf Veränderung, aber auch aufgrund der gegenwärtigen Situationen den Rassismus betreffend, eigentlich auf der ganzen Welt. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich dieses Buch niemals vergessen werde, denn es hat sich in mein Herz eingebrannt und ich würde behaupten, dass es problemlos ein Klassiker in unserer Zeit werden sollte!

 

Positiv: 

* wunderbar, flüssiger und fesselnder Schreibstil

* sehr gute Ausarbeitung der Charaktere

* spannende und bewegende Handlung

* die Geschichte beinhaltet eine Fülle an Emotionen, die mich auch nach dem Lesen, 

   nicht verlassen haben

* die Inhalte regen zum Nachdenken an

* die Idee der Underground Railroad in Form einer Untergrundbahn, ist grandios und 

  voller Potenzial

 

Negativ: 

* Nichts!

 

“Underground Railroad” hinterliess bei mir ein Gefühlschaos allererster Güte. Ich liebe dieses Buch und die Art, wie Colson Whitehead zum Nachdenken anregt und den Leser/die Leserin aufrüttelt. Für mich ist Cora’s Geschichte schon jetzt ein Klassiker, den jede/r gelesen haben sollte!

 

* Absolutes Lesehighlight *   

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