Titel: Der Neue
Autorin: Tracy Chevalier
Übersetzerin: Sabine Schwenk
Verlag: Knaus
Seitenzahl: 200
ISBN-10: 3813506711
ISBN-13: 978-3813506716
Preis: 18,00
Meine Meinung:
“Der Neue” ist ein Roman der Autorin Tracy Chevalier. Mit diesem Buch bringt sie eine Adaption von Shakespeare’s “Othello” auf’s Papier, die direkt meine Neugier wecken konnte. Ich habe das Original noch nicht gelesen, werde es aber auf jeden Fall noch nachholen. Von daher kann ich hier keine Vergleiche zum Original ziehen, sondern berichte allein über meinen Eindruck zu dieser Neuerzählung.
In dieser Geschichte geht es um den Protagonisten Osei. Osei ist der Neue an seiner Schule und zudem ist er der einzige farbige Schüler unter lauter Weißen. In den siebziger Jahren in Amerika weiß Osei schon länger, dass allein seine Hautfarbe für manche Leute eine Provokation zu sein scheint. Auch die gemischten Klassen sind zu dieser Zeit noch ein Novum, weshalb es für viele ein Unding ist, dass sich ausgerechnet die beliebte Dee mit Osei anfreundet. Besonders Ian, sieht diese Tatsache gar nicht gerne und so macht er seinem Status als größter Tyrann auf dem Schulhof alle Ehre und scheint dabei gar keine Grenzen zu kennen …
Der Einstieg in diesen Roman ist mir gut gelungen. Tracy Chevalier schreibt flüssig und atmosphärisch, sodass ich das Lesen wirklich genossen habe. Besonders gut ist es der Autorin gelungen, die schwierigen und wichtigen Themen realistisch und bewegend zu beschreiben. Das Thema Rassismus spielt hier eine große Rolle und Frau Chevalier hat es besonders durch das Verhalten mancher Lehrkräfte, wirklich gelungen dargestellt, vorallem weil es leider so war und teilweise schrecklicherweise immer noch ist. Auch sehr gelungen fand ich die Beschreibungen und Gefühle der einzelnen SchülerInnen und LehrerInnen, die anschaulich sind und mir mehr als einmal unter die Haut gegangen sind.
Die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt und auch wenn dies manchmal zu, wie ich fand, unnötigen Wiederholungen derselben Szenen führte, hat es einen guten Rundumblick in die Gedanken – und Gefühlswelten der verschiedenen Personen ermöglicht. Der Autorin ist es hervorragend gelungen alltägliche Problematiken nicht nur gefühlvoll, sondern auch spannend zu beschreiben, sodass ich oft mitgefiebert und auch mitgelitten habe.
Die psychologische Raffinesse mit der Frau Chevalier die Charaktere, insbesondere die Antagonisten agieren lässt, ging mir sehr unter die Haut und wirkt auch lange nach dem Lesen noch nach. Die Anteile einer Tragödie habe ich der Autorin in jedem Moment der Geschichte abgenommen. Am Ende spitzt sich vieles extrem zu und ich habe als Leserin schockiert und entsetzt das Buch zugeklappt. Auch wenn ich offene Enden nicht gerne mag, hat es bei dieser, teilweise offengebliebenen Erzählung, gepasst.
“Der Neue” ist eine hochemotionale und tragische “Othello” Adaption, die mich geschockt und traurig gestimmt hat. Die psychologisch ausgefeilte Raffinesse der Autorin bewirkt eine tolle Spannung und die Inhalte wirken noch lange nach!
Meine Bewertung: 4,5 von 5